Corneliu Zelea Codreanu - DER EINZELNE, DIE VOLKSGEMEINSCHAFT, DIE NATION

Die Rechte des Menschen sind nicht nur durch die Rechte seines Mitmenschen begrenzt, Corneliu Codreanu sondern auch noch durch eine Reihe anderer Rechte. Es gibt drei unterschiedliche Wesenheiten:
  
1. Das Individuum.
   2. Die gegenwärtige Volksgesamtheit, also die Gesamtheit aller Glieder eines Volkes, die in der Gegenwart leben.
   3. Die Nation. Sie ist eine historische Wesenheit und lebt über viele
Jahrhunderte. Ihre Wurzeln reichen zurück in graue Vorzeit.

Der zweite*) große Fehler der Demokratie ist, daß sie sich aufbaut auf dem Begriff von den Rechten des einzelnen und daß sie damit nur eine von den drei Wesenheiten anerkennt und sich nur für sie interessiert: für den Einzelmenschen. Die zweite Wesenheit vernachlässigt sie aber oder treibt Spott mit ihr. Und die dritte Wesenheit leugnet sie überhaupt.Alle drei Wesenheiten haben ihre Rechte und ihre Pflichten. Sie haben das Recht zu leben. Und sie haben die Pflicht, dafür zu sorgen, daß durch ihr Leben das Leben der beiden anderen nicht gefährdet werde. Die Demokratie kennt nur eines: dem einzelnen sein Lebensrecht zu sichern. Darum erleben wir es, wie in der Demokratie ein furchtbares Niederreißen um sich greift. Der einzelne glaubt, er könnte sich mit seinem unbegrenzten Recht über die Lebensrechte der ganzen Volksgemeinschaft hinwegsetzen und sie mit Füßen treten. Deshalb erleben wir in den demokratischen Staaten diese Anarchie, wo der Einzelmensch nichts anerkennen will, was gegen seine persönlichen Interessen geht.Die gegenwärtige Volksgesamtheit wiederum hat die ständige Neigung, die Zukunft - also die Rechte der Nation - preiszugeben und sie der Gegenwart zuliebe zu opfern. Deshalb die unbarmherzige Ausbeutung und Verschacherung der Wälder, der Berge, der Petroleumquellen. Die Gegenwart vergißt, daß nach uns noch Hunderte von Generationen kommen werden, unsere Kinder und Kindeskinder. Auch sie wollen leben und das Leben des Volkes weiterführen.Dieses Umwerfen, dieses Niederreißen aller Beziehungen, das die Demokratie heraufgeführt hat, bildet eine wahre Anarchie, eine völlige Auflösung der natürlichen Zustände in der heutigen menschlichen Gesellschaft. Die Harmonie kann nur durch eine Rückkehr zur natürlichen Ordnung der Dinge wiederhergestellt werden. Der Einzelmensch muß der höheren Weseneheit der Volksgemeinschaft unterstellt werden. Diese aber muß sich der Nation unterordnen. Die Rechte des Menschen sind nicht unbegrenzt, sie finden ihre Grenzen an den ewigen Lebensrechten der Nation.
    Nun sollte man aber glauben, daß im demokratischen Staat wenigstens der einzelne, der mit sozialen Rechten förmlich überschüttet wird, einfach großartig leben müsse. In Wirklichkeit zeigt sich hier die Tragödie der Demokratie: der Einzelmensch hat überhaupt kein Recht mehr! Wir fragen: Wo ist das Recht zu freien Zusammenkünften? Wo ist die Freiheit der Presse? Wo ist die Gewissensfreiheit?
    Der Einzelmensch lebt unter Terror, Belagerungszustand, Pressezensur! Tausende werden verhaftet. Unzählige werden wegen ihres Glaubens abgewürgt und hingeschlachtet. Es herrscht ein Zustand wie zur Zeit übelster Tyrannei und Vergewaltigung der Völker.Wo ist das "Recht des souveränen Volkes", über sein Schicksal selbst zu bestimmen, wenn man die Versammlungen verbietet, wenn man Zehntausende von Menschen verhindert, zur Wahlurne zu gehen? Wenn man sie überfällt, mit dem Tode bedroht, niederschlägt und umbringt? Man wird sagen: "Ja, diese Leute wollen doch die Verfassung ändern, sie wollen eine andere Staatsform einführen!" Da frage ich: "Vertritt denn die Demokratie den Standpunkt, daß ein Volk nicht frei sei und nicht selbständig über sein Schicksal entscheiden könne? Darf es die Verfassung nicht ändern? Darf es nicht in größerer oder beschränkter Freiheit leben, so wie es das für sich bestimmt und festlegt?" Hier stehen wir am Ende einer Tragödie. In Wirklichkeit hat der Mensch im demokratischen Staat überhaupt kein Recht. Er hat aber auf dieses Recht nicht etwa zugunsten der Volksgemeinschaft oder zugunsten der Nation verzichtet, sondern er hat dieses Recht preisgegeben zugunsten einer Kaste von Politikern, Bankschiebern und Wahlagenten.
    Und schließlich die letzte "Wohltat", die die Demokratie den Menschen beschert: die freimaurerische Demokratie verwandelt sich durch eine Heuchelei sondergleichen in den Friedensapostel dieser Erde. Aber gleichzeitig verkündet sie Krieg zwischen Menschen und Gott! "Friede auf Erden" und Kampf gegen Gott!
    Die Niedertracht liegt darin, daß sie die Worte des Erlösers selbst in den Mund nimmt: "Friede auf Erden", und daß sie sich in einen Apostel des Friedens verwandelt. Aber der Heiland selbst wird verdammt und als Feind der Menschheit gebrandmarkt. Schließlich liegt die Niedertracht der Demokratie darin, daß sie vorgibt, das Leben der Menschen zu verteidigen, und daß sie in Wirklichkeit zum Verlust und Zusammenbruch des Lebens führt. Sie gibt vor, den Menschen vor dem Tode im Krieg zu bewahren, und verfolgt damit den teuflischen Plan, den Menschen in ewigem Tode zu halten.

(*)Der erste große Fehler:) Die Demokratie also, die auf dem Prinzip der Wahl beruht und die Meinung vertritt, die Elite und Führerschicht eines Volkes könne durch allgemeine Abstimmung festgestellt werden, begeht damit einen fundamentalen Fehler. Von hier aus sind Unglück, Wirren und Elend der demokratischen Staaten zu verstehen. Wir stehen hier an einem entscheidenden Punkt. Dieser erste grundsätzliche Fehler in der gesamten demokratischen Auffassung des Völkerlebens erklärt auch alle anderen Fehler. Wenn die breiten Volksmassen aufgerufen werden, ihre Führerschicht zu wählen, dann sind sie nicht nur nicht imstande, diese Elite festzustellen, sondern sie wählen mit ganz wenigen Ausnahmen alles das zu ihren Führern, was unfähig und marktschreierisch ist, was in diesem Volk schlecht und verdorben ist, sich aber mit hohlen Phrasen um so mehr anpreisen kann.

 

(Aus: Eiserne Garde, geschrieben im Jahre 1936, erste deutsche Ausgabe 1939, hier zitiert nach der 6. Auflage: München 1987)